Pilotprojekt: Internationale Auszubildende in Bad Alexandersbad

In den kommenden Jahren - bis 2035 - werden in Deutschland in der stationären Versorgung rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Dem gegenüber stehen der demografische Wandel und die dadurch steigende Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland. Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung um ca. 37 % bis zum Jahr 2055 wachsen.

Um den Herausforderungen durch die entstehende Versorgungslücke und dem allgemeinen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, forcieren die Ordenswerke die Ausbildung neuer Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner und planen die Rekrutierung und Integration internationaler Auszubildender.

Ein Pilotprojekt zur Umsetzung findet in der Einrichtung St. Michael statt. Für dieses Projekt wurden drei Frauen aus Marokko bzw. Tunesien rekrutiert, die im September 2023 ihre generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau begonnen haben.

Bereits seit vielen Jahren leben wir im Haus St. Michael ein multikulturelles Miteinander. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus insgesamt 15 verschiedenen Nationalitäten arbeiten derzeit in der Pflege, in der Hauswirtschaft oder Küche, in unserer Einrichtung. Um die drei internationalen Auszubildenden nachhaltig in Deutschland und in unserer Einrichtung zu integrieren, haben wir verschiedene arbeitsplatzbezogene, alltags- und freizeitbezogene Maßnahmen ergriffen. Unter anderem haben wir eine Wohnung im vierten Stock unseres Hauses in eine Wohngemeinschaft mit drei Einzelzimmern sowie Gemeinschaftsküche und -bad umgebaut.

Neben den drei internationalen Auszubildenden begannen auch drei Menschen aus Deutschland in diesem Jahr ihre generalistische Ausbildung in unserem Haus. Wir haben alle Azubis mit einem gemeinsamen Frühstück begrüßt und die beiden Tunesierinnen Frau Ben Mansour sowie Frau Chabbi zum Interview getroffen:

Frau Ben Mansour, warum haben Sie sich dazu entschieden, eine Ausbildung in Deutschland zu machen?

Einerseits lerne ich gerne neue Kulturen kennen und andererseits möchte ich im Gesundheitsbereich arbeiten, so dass ich eine bessere Zukunft für mich und meine Kinder habe. Meine Familie hat mich sehr unterstützt und ich möchte, dass sie stolz auf mich ist.

Was waren die Herausforderungen für Sie?

Nach dem Abitur studierte ich Biologie an der Universität. Anschließend entschied ich mich dazu, Deutsch zu lernen. Das war eine Herausforderung, da ich dies neben meiner täglichen Arbeit tat. Nach einem 9-Stunden Job lernte ich pro Tag drei Stunden Deutsch an einem Institut. Schließlich gab ich meine Arbeit als Pflegefachkraft in einer Dialyseklinik auf, da dies ansonsten nicht zu schaffen war. Nach dem B1 Zertifikat folgte das B2 Zertifikat, das sehr schwierig und sehr teuer war. Das erforderliche B2 Zertifikat absolvierte ich neben meiner Tätigkeit als Biologie-Technikerin in meiner Freizeit. Die Kosten musste ich aus Eigenmitteln tragen. Es dauerte insgesamt neun Monate bis zum Zertifikatsabschluss.

Wie sind Sie im Haus St. Michael aufgenommen worden?

Zunächst hatte ich etwas Angst wegen der Sprache und weil ich allein war, doch ich wurde hier gut aufgenommen und fühle mich sehr wohl. Als meine Kollegin Maissa Chabbi kam, freute ich mich sehr! Wir haben Freunde gefunden und mit ihnen schon Ausflüge nach Nürnberg und Bamberg unternommen. Hier im Haus bekomme ich sehr viel Unterstützung und fühle mich sehr wohl.

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Frau Maissa Chabbi, was waren Ihre Beweggründe nach Deutschland zu gehen?

Seit meiner Kindheit war es mein Wunsch, nach Europa zu gehen. Das Gesundheitssystem in Deutschland begeistert mich sehr, da es im medizinischen Bereich sehr fortschrittlich ist. Nach dem Abitur absolvierte ich ein Studium an der Universität, arbeitete anschließend ein Jahr als Hebamme im Krankenhaus und ein Jahr als Pflegekraft.

Welche Herausforderungen bestanden für Sie, um Ihren Wunsch zu verwirklichen?

Die größte Herausforderung war die Sprache. Deutsch erlernte ich an einer privaten Sprachschule, die auch viel Geld kostete. Nachdem mein B1 Zertifikat bereits älter als ein Jahr war, musste ich dieses nochmals wiederholen, um das B2 Zertifikat zu erhalten. Die Kosten trug ich. Als ich dann mein Visum erhielt, musste ich mich innerhalb von zwei Tagen entscheiden, da ich sonst den Schulplatz verloren hätte. Anfangs hatte ich etwas Heimweh, doch dank meiner neuen Mitbewohnerin Ahlem Ben Mansour und der sehr guten Aufnahme in der Einrichtung verflog dieses sehr schnell.

Das Team im Haus St. Michael hat uns sehr viel unterstützt und bei allen Behördengängen geholfen. Dafür sind wir dankbar und fühlen uns in Bad Alexandersbad sehr wohl.

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